29.6. Hammelbraten Teil 2

*das große rote buch aufschlag* wo waren wir denn…

ach ja als unser wackerer raubi goldin, der meisterdieb, von den zwergen losgeschickt wurde

um auszukundschaften was es mit dem licht zwischen den bäumen auf sich hatte.

er kam ganz dicht an das feuer heran, ohne jemand aufzustören.

und was sah er dort? drei sehr große kerle saßen um ein feuer aus buchenkloben.

sie brieten hammelfleisch an langen holzspießen und leckten sich das fett von den fingern.es roch sehr würzig.

ein fass gutes bier stand in der nähe, und die drei hatten jeder einen krug vor sich. aber es waren trolle. unzweifelhaft trolle.

sogar raubi, der doch aus einem behüteten leben in gesitteten gegenden kam, konnte es an ihren schweren, breiten gesichtern erkennen,

an ihrer grösse und der form ihrer beine, um von ihrer sprache, die alles andere als stubenrein war, gar nicht zu reden.

gestern hammel, heute hammel, und ich will mich dreimal verschlucken wenn es morgen nicht wieder hammel gibt!“ sagte einer von den dreien.

verhext und verhagelt, schon lange keinen fetzen mensch mehr zwischen die zähne gekriegt“, sagte ein anderer.

was zur hölle hat sich hucki bloß dabei gedacht uns in diese beknackte gegend zu bringen? ich kapiers nicht!

und das bier ist auch bald alle – obendrein!“ dabei stieß er hucki, der gerade einen zug nahm, mit dem ellbogen an.

hucki verschluckte sich. „schnauze toni!“ sagte er.

sollen die leute vielleicht in scharen hier angepilgert kommen damit du und berti sie fressen könnt?

zusammen habt ihr jetzt schon anderthalb dörfer verspeist seit wir von den bergen runtergekommen sind.

was verlangt ihr denn noch?

und ihr habt auch schon zeiten erlebt, da hättet ihr für ein so schönes fettes stück hammel wie das hier wenigstens `danke schön, hucki` gesagt.“

er biss einen großen brocken von der keule ab, die er gerade briet, und wischte sich den mund mit dem ärmel.

ja es tut mir leid, aber so benehmen sich trolle nun mal, selbst diejenigen, die jeder nur einen kopf haben.

nachdem raubi das mit angehört hatte, hätte er sofort etwas unternehmen müssen.

entweder hätte er zurückschleichen und seine freunde warnen sollen dass sie es hier mit drei ausgewachsenen und schlecht gelaunten trollen zu tun hatten,

die wahrscheinlich nicht ungern zur abwechslung mal zwergen- oder auch ponybraten probieren würden;

oder er hätte kurz und schnell unter beweis stellen sollen dass er den titel eines meisterdiebs zu recht trug.

ein wirklich erstklassiger und sagenhafter experte hätte unter diesen umständen den trollen die taschen geleert

es lohnt sich fast immer, aber man muss ein händchen dafür haben;

er hätte ihnen den hammel von den spießen und das bier aus dem fass verschwinden lassen und wäre unbemerkt davongekommen.

ein anderer dieb, einer mit mehr praktischem sinn und weniger ehrgefühl, hätte den dreien vielleicht, ehe sie wussten wie ihnen geschah, erst mal je einen dolchstoß verpasst und sich dann einen lustigen abend gemacht.

raubi wusste das alles. er hatte über vieles bücher gelesen, das er nie gesehen oder getan hatte.

er war ebenso erschrocken wie angewidert; er wünschte sich hundert meilen weit fort, und doch

und doch konnte er ja nicht einfach mit leeren händen zu thomas & co. zurückkehren.

also blieb er im dunkeln stehen und überlegte.

unter den mancherlei methoden des diebesberufs, von denen er gehört hatte, erschien ihm der hosentaschengriff als die am wenigsten schwierige.

darum kroch er schließlich hinter einen baum, der dicht hinter hucki stand.

berti und toni gingen zum bierfass, hucki setzte wieder seinen krug an.

da nahm raubi seinen mut zusammen und steckte seine hand in huckis geräumige hosentasche.

eine geldbörse war drin, für raubi so groß wie ein sack.

ha!“ dachte er, als er sie sachte herauslupfte, und war erstmals bereit, sich für seinen neuen beruf zu erwärmen, „das fängt ja gut an!“

aber das war nur der anfang. trollbörsen sind tückisch, und diese war keine ausnahme.

he wer bist du?“ quiekte sie, als sie aus der tasche herauskam, und hucki fuhr herum und packte raubi beim kragen, ehe der hinter dem baum verschwinden konnte.

"rotz und reiher, berti, sieh mal was ich hier geschnappt hab!“ sagte hucki.

was ist den das?“ sagten die beiden anderen und traten näher.

wie soll ich das wissen? he was bist du für einer?“

raubi goldin, ein taschen...-ein siedler“, sagte der arme raubi am ganzen leibe zitternd. verzweifelt überlegte er wie er jetzt noch eulenrufe zustande bringen sollte, bevor die kerle ihn erwürgten.

ein taschensiedler?“ sagten die drei, etwas ratlos.

trolle sind schwer von begriff und äußerst misstrauisch gegen alles was ihnen neu ist.

auch wenn du taschensiedler bist, hast du trotzdem in meiner tasche nichts zu suchen!“, sagte hucki.

ob man ihn braten kann?“ sagte toni.

mal versuchen“, sagte berti und hob einen bratspieß auf.

der gibt doch nur einen happen“, sagte hucki, der schon eine kräftige mahlzeit verdrückt hatte.

mehr bleibt da nicht, ohne haut und knochen.“

vielleicht sind noch mehr von der selben sorte hier in der nähe, dann können wir eine pastete machen“, sagte berti.

he du hoppeln hier im wald noch mehr solche wie du herum, du freches karnickel?“ sagte er mit einem blick auf die pelzigen füße des siedlers.

er packte ihn bei den zehen und schüttelte ihn.

ja scharenweise“, sagte raubi, bevor ihm einfiel dass er ja seine freunde nicht verraten durfte.

nein nicht einer“, verbesserte er sich sofort.

was soll das heißen?“, sagte berti und hob ihn hoch in die luft, diesmal bei den haaren.

was ich gesagt hab“, sagte raubi keuchend. und bitte braten sie mich nicht, meine herren!

ich bin selber ein erfahrener koch und würde mich nie braten.

ich brate ihnen herrliche sachen, aber meinerseits gebraten tauge ich gar nichts.

wenn sie mich beim abendessen übrig lassen, mache ich ihnen ein wundervolles frühstück.“

armer kleiner käfer!“, sagte hucki. er war mehr als satt, außerdem voller bier. „lass den armen käfer doch laufen!“

erst soll er uns sagen, was *scharenweise nicht einer* heißen soll“, sagte berti.

ich möchte nicht morgen mit durchgeschnittener kehle aufwachen! halten wir ihm mal die zehen ins feuer, bis er redet!“

kommt nicht in frage!“, sagte hucki. „ich hab ihn doch gefangen.“

du bist ein doofer fettwanst, hucki!“, sagte berti, „wie ich heute abend schon mal gesagt habe.“

und du bist ein schnösel!“

ich lass mich von dir nicht schnösel nennen!“, sagte berti und drosch hucki die faust aufs auge.

gleich darauf waren sie ein knäuel.

raubi war im kopf gerade noch klar genug, um sich aus der reichweite ihrer füße zu retten, als berti ihn zu boden fallen ließ,

bevor die beiden wie bissige hunde aufeinander los gingen.

sie erhoben ihre stimmen bis zu einer ungeahnten lautstärke

und bedachten einander mit jederlei ehrenrührigen und vollkommen zutreffenden ausdrücken,

und gleich darauf hatten sie sich umklammert, rollten würgend, schlagend und tretend beinah ins feuer,

während toni mit einem ast auf sie einhieb um sie wieder zur vernunft zu bringen

vergeblich, denn damit machte er sie nur noch wilder.

nun hätte raubi zeit gehabt zu verschwinden.aber sein fuß war in bertis pranke arg gequetscht worden,

er hatte keine luft mehr, und der kopf schwamm ihm;

darum blieb er eine weile japsend liegen, knapp außerhalb des feuerscheins.

mitten in den kampf hinein platzte igno.

die zwerge hatten aus einiger entfernung den lärm gehört, und nachdem sie noch eine weile gewartet hatten,

ob raubi wiederkam oder die eulenrufe hören ließ, waren sie einer nach dem anderen

und so leise wie möglich auf das licht zugekrochen.

kaum hatte toni gesehen wie igno ins licht trat, als er auch schon fürchterlich aufbrüllte.

schon der anblick eines (ungebratenen) zwergs ist für trolle schlicht unerträglich.

berti und hucki stellten sofort die kampfhandlungen ein und riefen: “schnell, toni, einen sack!“

ehe igno, der in diesem durcheinander nach raubi suchte, wusste, wie ihm geschah, hatten sie ihm einen sack über den kopf gestülpt, und er lag am boden.

da kommen noch mehr“, sagte toni, „oder ich irre mich total.

scharenweise nicht einer, na klar! keine taschensiedler, aber scharenweise zwerge wie der hier. so siehts aus!“

schätze du hast recht“, sagte berti, und wir gehen am besten mal ein bisschen aus dem lichtschein.“

 

und das sollten wir nun auch machen. *rotes buch zuklapp*